Trauung mit Uncle Bob

Trauung mit Uncle Bob

Wo wir es gerade letzte Woche von Trauungen hatten – bleiben wir doch im Wonnemonat August gleich einmal dabei. Waren Sie in den letzten Jahren mal als Gast auf einer Hochzeit? Und – haben Sie auch Ihr Smartphone rausgeholt und eigene Fotos gemacht? Ist ja so ein schöner Moment, das muss man doch festhalten. Mit irgendwas muss man doch die eigene Festplatte füllen. Dieser Kuss! Aaah! Nur die professionelle Fotografin da vorne, die stört, die sollte mal aus dem Bild gehen.

Ach ja – genau. Immer häufiger werde ich von den Brautpaaren gebeten, am Anfang des Gottesdienstes darauf hinzuweisen: Eine Fotografin, ein Fotograf ist da. Die machen Fotos. Alle anderen lade ich dann herzlich ein, die Hochzeit nicht durch die Linse ihrer Kamera oder über den Bildschirm des Smartphones zu verfolgen, sondern ganz direkt und unmittelbar dabei zu sein.

Trotzdem gibt es sie immer wieder: Die Gäste, die irgendwie nur noch Augen für ihre Kamera haben. Die meinen, sie dürften alles, weil sie ja ein Foto machen wollen. Sie stellen sich auf die Kanzel, vor die Organistin, auf die Altarstufen im Moment des Ringwechsels. Sie sitzen plötzlich auf dem Platz des Pfarrers, stoßen mal kurz ans Mikrofon am Lesepult und und und. Ja, kommt alles vor. Im Gegensatz zu den Profis, die mich vor dem Gottesdienst ansprechen, mit mir vereinbaren, wo sie stehen können, manchmal sogar den Ablauf haben wollen und vor allem: Mir während des Gottesdienstes praktisch nie auffallen, sind die fotowütigen Gäste manchmal wirklich ein Problem. Dazu kommen dann noch die Piepser, Auslösegeräusche und was weiß ich alles ihrer Geräte. Immerhin: Das Geräusch, mit dem eine Kamera automatisch den Film weitertransportiert, habe ich dank Digitalkameras nun schon etliche Jahre nicht mehr gehört.

Auch die Profis stöhnen über Gäste, die ihnen vor allem auch die schönsten Szenen verhunzen. Unter amerikanischen Fotografen hat sich ein Wort dafür eingebürgert: Uncle Bob. Der steht immer im Weg. Verfälscht ein Foto mit seinem gleichzeitig auslösenden Blitz. Ist im Hintergrund zu sehen während des Kusses, wo die Fotografin doch extra vorher einen strategisch guten Platz ausgewählt hat, um dieses Foto zu schießen. Uncle Bob, der eigentlich in aller Seelenruhe die Zeremonie genießen könnte, zerstört nicht nur für sich selbst, sondern auch für die anderen Gäste und für das Brautpaar den Zauber des Moments. Leider scheint er nicht auszurotten zu sein.

Ein paar schöne Beispiele gefällig? Gehen Sie mal auf http://offbeatbride.com/2011/06/unplugged-wedding oder ganz besonders http://www.flickr.com/photos/bcreativetulsa/5686489627/

Schade eigentlich. Ich wünsche trotzdem eine schöne Trauung. Und noch viel mehr: Eine gute Partnerschaft und Ehe, in der das Vertrauen und die Liebe weiter wächst. Ganz egal, wie die Fotos ausgefallen sind.

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