Kriegskinder erzählen
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Foto: Frederike HelwigAnneliese Rübesamen - geboren 1938 in MünchenEs ist hochsommerlich heiß, um die Mittagszeit. Keine Wolke am Himmel und eine strahlende Sonne. Ich laufe rüber zum Galluskeller, einer Bierwirtschaft gegenüber des Hauses meiner Großeltern, zu meiner Freundin, der Huber Marianne. Aber im Galluskeller ist gar niemand, das ganze Wirtshaus ist leer, auch die Küche. Ich rufe, aber es ist niemand da. Ich laufe wieder raus aus dem großen Tor und dann höre ich es: Oben, in diesem strahlend blauen Himmel, die Bomber, silbern, in Formation, ganz hoch oben, ohrenbetäubend laut. Darum sind alle im Luftschutzkeller. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und sause über die Straße, heim zu den anderen.
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Kriegskinder erzählen
Diejenigen, die Ende der 1930er-, Anfang der 1940er-Jahre geboren wurden und während des Zweiten Weltkriegs aufwuchsen, sind heute in ihrem achten Lebensjahrzehnt. Die "Kriegskinder" schauen zurück, sprechen teilweise zum ersten Mal darüber, was sie geprägt hat: Bomben, Flucht, Angst, Hunger, Krankheit, Tod, verschwundene Väter, überforderte Mütter, aber auch die Sprachlosigkeit der Nachkriegszeit – Erinnerungen an den Krieg und dessen generationsübergreifende Folgen sollten vergessen werden.