Menschenrechtler: Ausnahmezustand in Ägypten der falsche Weg

Christliche Kirche und Moschee in der Stadt Shanayna in der Dioezese Assiut in Ägypten.

Foto: epd-bild / Friedrich Stark

Christliche Kirche und Moschee in der Stadt Shanayna in der Dioezese Assiut in Ägypten.

Menschenrechtler: Ausnahmezustand in Ägypten der falsche Weg
Die Gesellschaft für bedrohte Völker kritisiert den Plan des ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi, einen dreimonatigen Ausnahmezustand zu verhängen.

"Die Verhängung des Ausnahmezustandes nach den Anschlägen auf koptische Kirchen in Alexandria und Tantra am Palmsonntag wird die Terrorangriffe gegen Christen nicht eindämmen, sondern nur weiter anheizen", warnte der Afrikaexperte der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius, am Montag in Göttingen.

Der Ausnahmezustand werde die Zahl politisch motivierter Festnahmen noch weiter ansteigen lassen und damit Unmut unter der Zivilbevölkerung schüren. "Wir fürchten, dass Kopten für jede neue Repression gegen Andersdenkende in Ägypten mit ihrem Leben bezahlen müssen", sagte Delius. Seit dem Machtantritt al-Sisis im Juni 2014 seien schon mehr als 67.000 Ägypter aus politischen Gründen verhaftet worden.

Bei zwei Bombenanschlägen auf Kirchen am Palmsonntag in Tanta und Alexandria waren etwa 50 Menschen getötet und über 100 verletzt worden. Al-Sisi hatte daraufhin am Sonntagabend erklärt, der Ausnahmezustand werde in Kraft treten, sobald die rechtlichen Vorbereitungen getroffen seien.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker beklagte die Ausgrenzung der koptischen Christen in Ägypten. Eine wirksame Antwort auf den Terror wäre es, diese zu beenden. Die Kopten müssten ihrem Bevölkerungsanteil von rund einem Zehntel entsprechend in höherrangige Positionen von Verwaltung, Polizei, Armee und Justiz aufgenommen werden. Wichtig sei es auch, ihnen einen konsequenten juristischen Schutz zu geben. Bislang blieben jedoch die meisten Übergriffe von Extremisten ungesühnt.

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