Fulda (epd). Der Deutsche Evangelische Kirchentag will Empfehlungen an Kirche und Diakonie der am Donnerstag vorgestellten Missbrauchsstudie übernehmen. Dies gelte für Empfehlungen, die auf den Kirchentag übertragbar seien, erklärte Kirchentags-Generalsekretärin Kristin Jahn am Donnerstag in Fulda. Auch der Kirchentag sei ein Ort für Menschen gewesen, die sexualisierte Gewalt ausgeübt, gedeckt, ermöglicht oder relativiert hätten.
Das Wirken dieser Personen, soweit es dem Kirchentag bekannt sei und in der Studie benannt ist, werde derzeit an der Universität Greifswald erforscht. Zur Prävention und dem Umgang mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt habe der Kirchentag ein Schutz- und Fürsorgekonzept erarbeitet, sagte Jahn.
Am Donnerstag haben Forscher die Ergebnisse der sogenannten ForuM-Studie vorgestellt. Demnach gab es in der evangelischen Kirche und in Einrichtungen der Diakonie weit mehr sexualisierte Gewalt als bislang angenommen. Die unabhängige Studie spricht von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern. Die Forscher entdeckten spezifische Risikofaktoren, die Missbrauch und auch dessen Vertuschung in der evangelischen Kirche und der Diakonie begünstigt haben.
Jahn sagte, die Studie mache das Ausmaß von strukturellem und individuellem Versagen der evangelischen Kirche deutlich. Dieses Versagen aufzuarbeiten und Strategien zur Verhinderung sexualisierter Gewalt zu entwickeln, sei die zentrale Aufgabe, forderte Jahn: "Denn eine Kirche, in der Menschen nicht sicher sind, verfehlt ihre Aufgabe und hat keine Zukunft."