Berlin (epd). Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein hat Konsequenzen aus der in der vergangenen Woche vorgestellten Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche gefordert. "Wir haben nicht genug geschützt", erklärte Stäblein in einem Gastbeitrag für die "Evangelische Zeitung" (Online). Jeder einzelne Fall bringe zum Einsturz, wofür die evangelische Kirche stehen sollte.
Stäblein forderte Konsequenzen, die "die tatermöglichenden Strukturen endlich austrocknen". Nach der Hellfeld-Studie müsse auch das Dunkelfeld der sexualisierten Gewalt untersucht werden, mahnte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).
Überdies sei bei Prävention in jeder Aus- und Fortbildung, bei Meldepflichten und Schutzkonzepten noch zu viel tun. "Das beginnt bei der noch offenen Prüfung der Akten - wie bitter, dass das wieder angemahnt werden muss", schrieb Stäblein in dem Gastbeitrag.
Der Bischof beklagte spezifisch evangelisch-kirchliche Begünstigungen von sexualisierter Gewalt. Die Studie habe "Pastoralmacht, unklare Abgrenzungen, Selbstidealisierungen in vorgeblicher Beteiligung und angeblicher Augenhöhe" gezeigt. Die patriarchale Struktur in ihrer Begünstigung und Deckung von Taten und Tätern sei unübersehbar.
Das von der Evangelischen Kirche in Deutschland beauftragte unabhängige Forscherteam sprach von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern bundesweit. Die Forscher betonten, dass dies nur "die Spitze der Spitze des Eisbergs" sei, weil vor allem Disziplinar-, kaum aber Personalakten eingesehen wurden.